Die Rheinpfalz, 03.01.2005 (jös)
Blue note BIG BAND zeigt, was in ihr steckt
Experimenteller Jazz begeistert Publikum
Es geht immer noch ein bischen mehr, etwas mehr Improvisation, etwas mehr Perfektion, etwas mehr Spaß auf der Bühne. Dies bewies die Blue note BIG BAND bei ihrem Neujahrskonzert mit Don Menza und Ralf (Mosch) Himmler sehr eindrucksvoll. Es sind nur noch Nuancen, die Bandleader Bernd Gaudera mit seinen Musikern von professionellen Bands entfernt ist. Die Begeisterung der Zuhörer am Samstag zeigte, dass sich die Blue note BIG BAND weiter auf dem richtigen Weg befindet, und dass moderner, experimenteller Big Band Jazz durchaus angesagt ist.
Zwei kleine Jubiläen konnte die Band feiern, zehn Jahre Neujahrskonzerte und davon fünf Jahre im Saalbau hat die agile Truppe bewältigt und somit so etwas wie eine kleine Tradition geschaffen. Für viele Konzertbesucher ist der 1. Januar im Saalbau fast ein Pflichttermin. Wenn ein Mann wie Don Menza auf der Bühne mit dabei ist, wird diese Pflicht allerdings zum reinen Vergnügen. Der Saxophon-Virtuose ist nebenbei ein großartiger Entertainer, der es versteht das Publikum, wenn auch mit einem Mix aus Englisch und Deutsch gut zu unterhalten. Gleich ob er erzählt, wie er zu Max Gregers Saxophon - dieses spielte er am Samstag - gekommen ist, oder warum er den Song "Faviana" - so hieß eine Tropenschönheit - besonders gerne spielt, immer hat Don Menza ein Lächeln im Gesicht und den Schalk im Nacken.
Diese entspannte Atmosphäre, die der Altmeister schuf, übertrug sich auf die Band. Was Menza von seinen Arrangements den Musikern vorlegte, das war aber alles andere als leichte Kost, die man heiter locker dahinspielen konnte. Drei Tage hatte die Blue note BIG BAND Zeit, sich auf den wirklich außergewöhlichen Stil Menzas einzustellen, drei Tage die optimal beim Probenaufenthalt in Baden-Baden genutzt wurden.
Menzas Sound entsteht durch die Kombination von Tenorsaxophon mit einem zweiten Instrument, überwiegend Gitarre und Posaune kommen zum Einsatz. Bestes Beispiel vielleicht TNT, ein Titel abgleitet aus Tenor(saxophon) and Trombone (Posaune), den Menza gemeinsam mit Posaunist Andreas Hoffmann spielte. Hoffmann steht, wie auch Gitarrist Michael Beutelsbacher, im Konzertverlauf oft im Mittelpunkt des Geschehens, beide liefern spitzenmäßig einen Chorus nach dem andern ab, zeigen, warum sich die Musiker der Blue note so klar von anderen Laien-Big Bands abheben.
Menzas Improvisationen sind klar strukturiert, zeugen von Gefühl für den richtigen Moment. Der Tenorsaxophonist schwelgt im Experimentellen genauso wie im Verweilen auf Jazz-Standards. Was in ihm steckt, konnte man am Ende des Konzerts erleben, als er wild fremde Melodien, unter anderem Griegs Peer-Gynt-Suite, mit in seine Improvisationen mischte. Menza setzte Maßstäbe, die Blue note BIG BAND gemeinsam mit Ralf Himmler ebenfalls. Beispiel hierfür sicher die Ballade "Emily" von Les Hooper, die Mosch mit genau dem richtigen Gefühl am Flügelhorn im ersten Set bot.
Auch Sängerin Michaela Pommer war wie gewohnt in bester Form, bot zwei neue Songs - was wollte man mehr. Nur eines war klar am Ende dieses Abends: Wenn die Blue note dieses Konzert noch toppen will, dann müssen sich Bernd Gaudera und seine Musiker bis zum 1. Januar 2006 einiges einfallen lassen.