Die Rheinpfalz, 03.01.2007, Jörg Schifferstein

In 20 Jahren zum Jazz-Olymp

Blue note BIG BAND begeistert im Saalbau - Jubiläumskonzert im Juli

Foto Blue note BIG BANDEin Unikat, ein unvergesslicher Abend und ein perfekter Auftakt für das regionale Kulturjahr ist immer am Neujahrstag das Konzert der Blue note BIG BAND im Neustadter Saalbau - das hat mittlerweile Tradition. Ausverkauftes Haus, eine bestens vorbereitete Band, professionelle Solisten, die höchsten Ansprüchen gerecht werden, bot das Konzert auch in diesem Jahr und lockte damit zu Recht viele Freunde des modernen Bigband-Jazz' an.

Dabei ist es mittlerweile fast gleichgültig geworden, welchen Bandleader oder welche Solisten die Blue note BIG BAND für ihren Jahreshöhepunkt gewinnen kann. Denn die Band selbst hat sich nach 20 Jahren ihres Bestehens längst vom Niveau einer normalen Laien-Bigband gelöst, was sich zum einen an der geschlossenen Band-Leistung, zum anderen an den zahlreichen Solisten aus den eigenen Reihen eindrucksvoll belegen lässt. Den Jazz-Olymp haben die Blue-Note-Instrumentalisten zumindest einmal im Jahr genau vor Augen, immer beim Neujahrskonzert eben - und daran lassen sie auch das Publikum teilhaben.

Foto Torsten MaaßSo war natürlich am Montagabend der Bandleader, Komponist und Arrangeur Torsten Maaß aus Hamburg der Gaststar, Profi-Posaunist Günter Bollmann der solistische überflieger des Abends, doch kein Instrumentalist der Blue note BIG BAND brauchte sich vor diesen Größen zu verstecken. Das bewies am eindrucksvollsten Sandra Scheurer am Altsaxophon beim wohl zentralen Stück des Abends: "Greensleeves", das bekannte Traditional aus England hat Torsten Maaß mit viel Inspiration, völlig neuem Rhythmus und einem ausgeprägten Gefühl für das Besondere neu arrangiert.

Neben den beiden Profis wirkte Sandra Scheurer keinesfalls wie eine Laienmusikerin oder auch ein Semi-Profi. Ihre Improvisationen konnten durchaus mithalten, egal welchen Maßstab man anlegt. Technisch perfekt, klanglich hochstehend, mit Gefühl und Idee bezauberte die Altsaxophonistin das Publikum. Beleuchtet man diese Leistung genauer, so erschließt sich, was die Blue note BIG BAND zu etwas so Besonderem macht. Auch die Tenorsaxophonisten Michael Gilb und Klaus Neubauer verdienten für ihre Leistungen beim Konzert im Saalbau besonderes Lob, ihre Soli zeugten stets von großer Professionalität.

Foto Güter BollmannNaturgemäß hatten es die Blechbläser am Montagabend schwer zu glänzen, wenn an der Front zwei Meister ihres Fachs scheinbar mühelos die höchsten Gipfel des Modern-Jazz besteigen. Günter Bollmann spielt Posaune so, dass der Eindruck entsteht, er nutze ein Flügelhorn, um die weichen und extrem hohen Töne zu erzeugen. Sein Solo bei der Ballade "Over the rainbow" war schlicht Hörgenuss pur. Torsten Maaß verkörpert längst eigene Ma(a)ßstäbe, erschließen seine Arrangements doch vielen Musikern wahrlich neue Welten. Nicht zuletzt für Udo Jürgens schreibt der Komponist und Arrangeur, der als Trompeter in vielen Ensembles mitarbeitet und das Publikum problemlos in seinen Bann ziehen kann.

Gleichgültig ob Maaß nur für Bands arrangiert oder auch Sänger einbindet, der Klang ist eigen, besonders, neu und bringt Inspiration. So erlebten die Zuhörer am Montagabend auch Sängerin Michaela Pommer einmal ganz anders als gewohnt. Ob "Beatles"-Arrangement im Up-Swing oder Standard, die Jazz-Sängerin wurde genauso von den Werken, die Maaß für das Konzert zusammengestellt hatte, gefordert wie die übrige Band. Freuen wird das rundweg begeisterte Publikum, das mehrere Zugaben einforderte und erhielt, dass im Jubiläumsjahr endlich auch die zweite CD der Blue note BIG BAND erscheinen wird. Hörgenuss also nicht mehr nur an Neujahr, sondern das ganze Jahr über im heimischen Wohnzimmer.