Die Rheinpfalz, 03.01.2001 (jös)

Die Mischung hat's gemacht

»Blue Note Big Band« und Ack van Rooyen verdienen sich Bestnoten

Eigentlich sollte die Blue note Big Band längst »Mu1ti colour Big Band« heißen, so viele Klang- und Stilfarben hat dieses Ensemble zu bieten. Ein ausverkaufter Saalbau war der Lohn für die Anstrengung der Band, ein besonderes Konzert auf die Beine zu stellen. Die Mischung macht's, das wissen die Macher bei der »Blue note« ganz genau; und die Mischung war es dann auch, die zahllose, vor allem auch jüngere Musikbegeisterte in den voll besetzten Saalbau lockte.

Foto Blue note BIG BAND 2001 Sicher hängt der Erfolg des Konzertes von mehreren Faktoren ab; zum einen erfährt Swing eine grandiose Renaissance, zum anderen lockte sicher der Name des grandiosen Flügelhornisten Ack van Rooyen die Menschen in den Saalbau. Letztlich ist auch die Blue note Big Band eine feste Größe, wenn es um gute, solide gearbeitete und vor allem auch moderne Big-Band-Musik geht.

Es war das Konzert der Superlative für die Band, wie schon Markus Lichti (Drummer und Moderator) bei seiner Begrüßung betonte. Einmal im Saalbau das neue Jahr zu beginnen, jetzt realisierter Wunsch, der (nach Aussage am Konzertende) 2002 eine Wiederholung finden soll.

»Ich komme wieder«, meinte auch Ack van Rooyen sichtlich von der begeisterten Aufnahme in Neustadt angetan. Dabei war es gar keine Selbstverständlichkeit für den 71-jährigen Flügelhorn-Meister aus den Niederlanden, ausgerechnet an seinem Geburtstag im Saalbau auf der Buhne zu stehen.

Weiterer Gaststar und am Montag auch Leader der Band: Ingo Luis, begnadeter Komponist und Arrangeur mit dem richtigen Händchen fur den Swing. Vier Tage hatte Luis zur Konzertvorbereitung mit der »Blue note« gearbeitet und dabei einen der Konzertschwerpunkte auf Arrangements aus seiner Feder gelegt.

Los ging's mit »Footing« (Ellington); das erste Solo gönnte sich Bernd Gaudera, der sonst am Dirigentenpult der Band steht, mit dem Altsaxophon. Luis, selbst Bassposaunist bei der WDR-Big-Band, hatte gleich mehrere Ellington-Nummern arrangiert, darunter auch »Perdido«, bei dem die fünf Posaunisten im Vordergrund des Geschehens standen. Farbe brachte der Ausnahme-Band-Leader durch den Einsatz ungewöhnlicher Instrumente. So tauchten im Konzertverlauf zunächst einmal zwei Waldhörner auf, die eine weitere Klangfarbe in den vielfaltigen Sound der Band brachten. Bestechend auch das Solo »I let a Song go out of my Heart«, komponiert und gespielt von Ingo Luis, der damit endgültig den Beweis seines enormen Könnens erbrachte. Einfühlsam, klar betont, erfüllte die mit der Bassposaune gespielte Ballade den Saalbau einfach grandios. Genau so gut kam »Autumn Bugel«, aus der Feder von Ack van Rooyen an, mit dem er sich schon zu Lebzeiten ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Van Rooyen besticht durch seinen weichen Klang, der selbst in virtuosen Interpretationen nicht verloren geht, immer wieder auf's Neue. Weiteres tolles Beispiel für die Kunstfertigkeit des Flügelhornisten: »WaIkin' tiptoe«.

Neue Wege beschritt Luis mit der Komposition »Here's that rainy day«, die ohne Rhythmusgruppe »a cappella« dargeboten wurde. Vier Flöten, eine Bassklarinette, Hörner, Trompeten, Posaunen - Schluss, das genügte vollkommen. Es wäre vermessen, hier alle Solisten aus den Reihen der »Blue note Big Band« aufzuzählen. Alle trugen maßgeblich dazu bei, dass der Abend zu einem solchen Erfolg wurde, doch die »Amateure« - so bezeichnen sich die Musiker meist selbst - haben gezeigt, wie man professionell Musik präsentiert und haben zudem bei der Vermarktung ihres Konzertes gute Arbeit geleistet. Erwähnt werden muss aber noch Michaela Pommer, die natürlich mit ihrer bestechenden Stimme den letzten klanglichen Farbklecks beitrug.